Wenn man sich der Villacher Altstadt nähert und der Blick langsam nach oben wandert, bleibt er unweigerlich an einem markanten Bauwerk hängen, das majestätisch über den Gassen thront: Die Stadtpfarrkirche St. Jakob. Mit ihrem 94 Meter hohen Turm ist sie nicht nur das höchste Gotteshaus Kärntens, sondern auch das spirituelle und architektonische Herz Villachs – ein Ort, an dem Geschichte, Glaube und Aussicht in einzigartiger Weise verschmelzen.

Die Ursprünge der Kirche reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Schon früh war an dieser Stelle eine kleine romanische Kapelle errichtet worden, die später durch einen immer wieder erweiterten und schließlich spätgotisch vollendeten Neubau ersetzt wurde. Über Jahrhunderte hinweg wurde St. Jakob nicht nur zum Zentrum religiösen Lebens, sondern auch zum Zeugen dramatischer Zeiten. Feuer, Erdbeben, politische Umbrüche – das Gotteshaus stand stets aufrecht, als ruhender Pol inmitten des Wandels.


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Beim Betreten der Kirche umfängt einen sofort eine erhabene Stille. Die hohen Gewölbe, getragen von schlanken Säulen, ziehen den Blick nach oben. Licht fällt in zarten Strahlen durch die bunten Glasfenster, malt Geschichten aus der Bibel an die Wände, während das fein gearbeitete Netzrippengewölbe den Eindruck vermittelt, unter einem steinernen Himmelszelt zu stehen. Kunstvoll geschnitzte Altäre, spätgotische Figuren und Details aus mehreren Epochen erzählen vom Wandel der Zeit, vom Einfluss der Habsburger, von der Reformation und der Rückkehr zum katholischen Glauben.

Besonderes Augenmerk verdient der Kirchturm, der sich mutig in den Himmel reckt. Wer den Aufstieg nicht scheut, dem öffnet sich am Ende ein Panorama, das in seiner Weite fast schon unwirklich erscheint. Von der Aussichtsplattform aus schweift der Blick über die Dächer Villachs, entlang der sanft mäandernden Drau, über die Karawanken bis hin zu den Julischen Alpen. Es ist ein Moment, in dem man die Stadt mit neuen Augen sieht – als Teil eines größeren Ganzen, eingebettet in Landschaft, Geschichte und Zeit.

St. Jakob war und ist aber mehr als nur Baukunst. Sie ist seit Jahrhunderten Ort des Trosts und der Hoffnung. Hier wurden Generationen getauft, verheiratet und verabschiedet. Glocken läuteten bei Kriegen, Frieden, Hochzeiten und dem Ende langer Winter. Die Kirche hat gelebt mit den Menschen dieser Stadt – und sie tut es bis heute.

Auch im Alltag der Villacher spielt St. Jakob eine Rolle. Touristen verweilen ehrfürchtig in den Bänken, während Einheimische am Weg zur Arbeit noch kurz innehalten. Man trifft sich auf dem Platz davor, lauscht gelegentlich einem Chorkonzert oder erlebt eine der festlichen Prozessionen, die das Kirchenjahr begleiten.

Und so ist St. Jakob keine ferne Reliquie aus Stein, sondern ein atmender Teil der Stadt. Ein Ort, an dem Vergangenheit fühlbar wird und Gegenwart sich sammelt. Wer Villach besucht, sollte sich diesen Ort nicht nur ansehen, sondern erleben – mit offenen Augen, mit Ruhe und vielleicht einem kurzen Moment des Staunens, wenn die Turmuhr schlägt und die Stadt darunter für einen Augenblick stillzustehen scheint.

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