Wer das Villacher Fahrzeugmuseum betritt, taucht ein in eine andere Zeit – oder besser gesagt in viele Zeiten auf einmal. Zwischen blank polierten Chromteilen, dem Geruch von altem Leder und dem Knistern nostalgischer Erinnerungen liegt eine Welt verborgen, die vom Fortschritt, vom Aufbruch und von der ungebremsten Sehnsucht nach Bewegung erzählt. Es ist ein Ort, an dem jedes Fahrzeug eine Geschichte hat – und oft sogar ein eigenes Leben.
Begonnen hat alles mit einer Leidenschaft. Der Villacher Unternehmer und Sammler, der das Museum mit Herzblut aufbaute, wollte zunächst nur ein paar historische Motorräder restaurieren. Doch aus einigen wenigen Liebhaberstücken wurde über Jahrzehnte hinweg eine der bedeutendsten Privatsammlungen Österreichs. Heute beherbergt das Museum über 260 Fahrzeuge – eine faszinierende Sammlung, die sich von den Anfängen des Automobils bis in die bunte Welt der 1970er und 80er Jahre erstreckt.
Das Gebäude selbst wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, doch kaum überschreitet man die Schwelle, eröffnet sich ein Kaleidoskop aus Lack, Stahl und Geschichte. Oldtimer in makellosem Zustand reihen sich an Motorräder mit Patina, zwischen ihnen stehen Vespas, Mopeds, Mopars, Feuerwehrautos, Traktoren und sogar skurrile Einzelstücke, wie man sie sonst höchstens in Fachzeitschriften oder auf internationalen Messen zu sehen bekommt.
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Hier steht ein knallroter VW Käfer, dort ein Peugeot 203, weiter hinten eine BMW Isetta, die an eine Zeit erinnert, als Mobilität noch keine Selbstverständlichkeit war. In den Vitrinen rundherum finden sich historische Helme, alte Tankstellen-Schilder, Emaille-Werbung und seltene Ersatzteile – ein liebevoll kuratiertes Ensemble, das nicht nur Technikfreunde begeistert, sondern auch die Herzen all jener höherschlagen lässt, die sich für die kulturellen und gesellschaftlichen Umbrüche des 20. Jahrhunderts interessieren.
Der Rundgang ist bewusst thematisch gegliedert. So begegnet man zuerst der Pionierzeit des Automobils mit frühen Motorrädern, Dreirädern und urtümlichen Konstruktionen, die eher an Kutschen erinnern als an moderne Fortbewegungsmittel. Weiter geht es zu den goldenen Jahren der Nachkriegszeit, als das eigene Auto zum Statussymbol wurde und Wirtschaftswunder-Stimmung auf den Straßen herrschte. Fahrzeuge wie der Opel Kapitän, die Citroën DS oder der Ford Taunus lassen diese Ära auf beeindruckende Weise wieder aufleben.
Ein weiterer Bereich widmet sich der Welt der Zweiräder – von der klapprigen NSU Quickly bis zur imposanten Zündapp KS 750. Besonders auffällig ist, mit wie viel Detailliebe die Exponate restauriert und präsentiert werden. Man merkt sofort: Hier steckt keine bloße Sammelwut dahinter, sondern echte Hingabe und ein tiefes Verständnis für Technikgeschichte.
Und dann sind da noch die Kuriositäten – Fahrzeuge, die man kaum einordnen kann. Ein Mini-Traktor mit Kabine. Ein amerikanisches Straßenkreuzerschiff mit Heckflossen, das mehr an ein Raumschiff erinnert als an ein Fortbewegungsmittel. Oder ein altes österreichisches Postauto, innen ausgestattet mit Schubladen, Briefmarkensortierkästen und Holzvertäfelung. Diese Exponate erzählen nicht nur von technischer Entwicklung, sondern auch von Mentalität, Alltag, Hoffnung und Erfindungsgeist.
Das Villacher Fahrzeugmuseum ist kein Ort zum schnellen Durchgehen. Es ist eine Einladung zum Staunen, Innehalten und Erinnern. Für ältere Besucher wird es zur Zeitreise in die eigene Jugend. Für Jüngere wird es zum Aha-Erlebnis, zum ersten Kontakt mit einer Welt, in der man noch ohne Assistenzsysteme fuhr, das Auto per Hand ankurbeln musste und der Fahrersitz manchmal einfach ein Holzbrett war.
Und ganz am Ende des Rundgangs, wenn man glaubt, alles gesehen zu haben, wartet oft noch ein Gespräch mit dem Besitzer selbst. Mit leuchtenden Augen erzählt er von der Jagd nach seltenen Ersatzteilen, von nächtelangen Restaurierungen, vom Rost, der wie ein Gegner und ein Lehrer zugleich ist. Und von der Idee, Mobilität nicht nur technisch, sondern auch emotional zu begreifen.
So ist das Villacher Fahrzeugmuseum weit mehr als nur eine Sammlung alter Fahrzeuge. Es ist ein Ort, der Geschichten konserviert – von Menschen, Träumen und Maschinen. Und wer hier war, verlässt das Gebäude nicht nur mit neuen Eindrücken, sondern mit einem Lächeln und dem unbändigen Wunsch, selbst ein Stück dieser Geschichte zu erfahren. Vielleicht beim nächsten Mal, wenn man den Zündschlüssel dreht und das Leben wieder Fahrt aufnimmt.
