Tief unter den gepflasterten Gassen der Villacher Altstadt ruht eine Welt, die seit fast zwei Jahrtausenden dem Blick entzogen ist. Hier, wo heute Cafés, Geschäfte und Wohnhäuser dicht an dicht stehen, lag einst Santicum – eine römische Siedlung, die an einer der bedeutendsten Handelsstraßen des Imperiums lag. Reisende aus allen Teilen des Reiches passierten diesen Ort, Händler brachten kostbare Waren aus dem Mittelmeerraum, und Legionäre hielten hier Rast auf ihrem Weg zu den Grenzfestungen im Norden.

Die Römer wählten den Platz nicht zufällig. Santicum lag an der Schnittstelle von Alpenpässen und Flusstälern, ein natürlicher Knotenpunkt, der es ermöglichte, Waren, Nachrichten und Truppen rasch zu bewegen. Hier kreuzten sich Wege, die nach Aquileia im Süden, nach Noricum im Norden und weiter bis tief in die Provinzen führten. Man kann sich vorstellen, wie geschäftig die Straßen gewesen sein müssen: das Klirren von Metall, das Rufen der Händler, der Duft exotischer Gewürze, der mit dem Rauch der Schmiedefeuer vermischte.


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Heute ist von dieser römischen Betriebsamkeit an der Oberfläche nichts mehr zu sehen. Doch unter den Fundamenten der mittelalterlichen Häuser, verborgen unter Schichten von Erde und Geschichte, ruhen vermutlich noch immer prächtige Bodenmosaike, kunstvoll bemalte Wände und die Überreste öffentlicher Gebäude. Archäologen, die bei Bauarbeiten zufällig auf römische Funde stoßen, sprechen von einer Stadt, deren wahre Ausdehnung und Bedeutung noch längst nicht vollständig erfasst sind.

Es gibt Grund zur Annahme, dass Santicum nicht einfach von der Landkarte verschwand, sondern sich über Jahrhunderte hinweg langsam verwandelte. Mit dem Zerfall des Römischen Reiches verfiel auch die römische Infrastruktur, und die neuen Siedler bauten ihre Häuser auf den alten Mauern. So wuchs über der Antike das Mittelalter – und darüber wiederum die Neuzeit. Villach ist damit buchstäblich ein Schichtwerk aus Epochen, in dem jede Generation ihre Spuren hinterlassen hat.

Wer heute durch die Altstadt geht, ahnt vielleicht nicht, dass jeder Schritt über Straßen führt, die einst römische Legionäre patrouillierten, und dass unter dem Pflaster Geschichten schlummern, die seit Jahrhunderten darauf warten, ans Licht zu kommen. Santicum mag verschwunden sein, doch sein Herz schlägt noch – verborgen, geduldig, und vielleicht nur eine archäologische Entdeckung davon entfernt, wieder Teil des lebendigen Villach zu werden.


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