Wer heute durch die lebendige Altstadt von Villach schlendert, ahnt kaum, dass sich unter den Pflastersteinen ein Name verbirgt, der älter ist als so manche Legende und geheimnisvoller als jeder Schatz. Im Jahr 878 taucht er zum ersten Mal in den Urkunden auf: Pons Uillah – die „Brücke der Uillah“. Schon der Klang dieser Worte wirkt wie ein Echo aus einer Zeit, in der Götter und Stämme, Händler und Krieger das Land durchzogen.
Die Römer hatten diesen Ort einst „Santicum“ genannt, eine Station an der wichtigen Handelsroute zwischen der Adria und dem Norden. Jahrhunderte später, im Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter, verschwand dieser Name aus den Aufzeichnungen, als hätte ihn der Nebel der Geschichte verschluckt. Stattdessen tauchte „Pons Uillah“ auf – ein Begriff, der mehr Rätsel aufgibt, als er beantwortet.
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War „Uillah“ der Name eines keltischen Stammes, dessen Spuren nur in diesem Wort überdauerten? War es der Titel einer vergessenen Herrscherin oder Priesterin, die einst über diese Brücke schritt? Oder vielleicht der Name einer Gottheit, der man an dieser Stelle Opfer darbrachte, bevor man den Fluss überquerte? Keine Chronik beantwortet diese Fragen mit Sicherheit. Sicher ist nur: Die Brücke, die im Namen erwähnt wird, muss ein bedeutender Knotenpunkt gewesen sein – ein Ort, an dem sich Wege, Kulturen und Schicksale kreuzten.
Im Laufe der Jahrhunderte veränderte sich die Sprache, und mit ihr der Name. Aus Pons Uillah wurde Villach. Der Klang glättete sich, die Silben verschmolzen, und mit der neuen Form schien auch das Geheimnis zu verblassen. Doch wie bei einem alten Gemälde, das unter vielen Schichten Farbe noch immer das ursprüngliche Motiv trägt, liegt der rätselhafte Ursprung unter der Oberfläche.
Wer heute auf einer der Brücken über die Drau steht, könnte sich vorstellen, wie vor über tausend Jahren Händler mit Karren, Reiter in Rüstungen und barfüßige Pilger denselben Übergang nutzten. Vielleicht flüstert der Fluss noch immer den alten Namen – Uillah – wenn der Wind aus den Bergen weht. Und vielleicht wartet die wahre Geschichte nur darauf, eines Tages wieder ans Licht zu treten, so wie die Brücke selbst seit Jahrhunderten Menschen von einem Ufer zum anderen führt.
